X. Kapitel: Von Sabinus,1 dem Bischof von Piaccnza
Von dem ehrwürdigen Bischof Venantius habe ich noch ein anderes Wunder erfahren, das in der Stadt Piacenza geschehen ist, wie er sagte; auch der sehr gewissenhafte Herr Johannes, der hier in Rom gerade die Stelle eines Präfekten inne hat und in Piacenza geboren und erzogen wurde, bezeugt den Vorgang so, wie ihn der Bischof erzählte. Sie berichten, in jener Stadt habe ein Bischof von staunenswerter Wunderkraft namens Sabinus gelebt. Als ihm eines Tages sein Diakon meldete, daß der Po über seine Ufer getreten sei, die der Kirche gehörenden Äcker überschwemmt habe und daß alle Ländereien, welche die Menschen mit Lebensmitteln versehen sollten, unter Wasser ständen, erwiderte der ehrwürdige Bischof Sabinus: „Gehe hin und sage ihm: ‘Der Bischof befiehlt dir, du sollst Einhalt tun und wieder in dein Bett zurückkehren!’” Als der Diakon dies hörte, lachte er spöttisch darüber. Da berief der Mann Gottes seinen Notar und diktierte ihm: „Sabinus, der Diener des Herrn Jesus Christus, läßt an den Po nachstehende Mahnung ergehen: ‘Ich befehle dir im Namen unseres Herrn Jesus Christus, dein Bett in dieser Gegend künftighin nicht mehr zu verlassen und die Ländereien der Kirche nicht mehr zu beschädigen’.” Dann sagte er zum Notar: „Gehe hin, schreibe das auf und wirf es in den Fluß.” Das geschah. Das Wasser befolgte den Befehl des heiligen Mannes; es zog sich auf der Stelle von den Ländereien der Kirche zurück, ging wieder in sein eigentliches Bett und wagte es ferner nicht mehr, in jenem Gebiet über die Ufer zu S. 122 treten. Wird hier, Petrus, nicht die Hartnäckigkeit der Menschen beschämt, wenn in der Kraft Jesu selbst das unvernünftige Element dem Gebot des heiligen Mannes gehorchte?
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Martyrol. 11. Dez.; er lebte zur Zeit des hl. Ambrosius ↩